Mittwoch, 6. Dezember 2006

Ye'or/Bostom: Andalusischer Mythos


Andalusischer Mythos, eurabische Realität

Geschichtsklitterung und Gegenwartsleugnung
von Bat Ye'or und Andrew G. Bostom

[Übersetung des Originalessays Andalusian Myth, Eurabian Reality, veröffentlicht am 21. April 2004 auf http://www.jihadwatch.org/dhimmiwatch/archives/001665.php]

Am Sonntag, dem 18. April 2004 fand folgender enthüllender Wortwechsel zwischen dem scheidenden spanischen Prämierminister Jose Maria Aznar und dem Interviewer Chris Wallace von FoxNews statt.

Chris Wallace: „In der Wohnung, die in die Luft gesprengt wurde, fand die Polizei ein Videoband, auf dem die Bombenattentäter Spanien als Andalusien bezeichneten, wie es von den muslimischen Mauren genannt wurde, bevor sie 1492 vertrieben wurde.“

Jose Maria Aznar (über einen Dolmetscher): „Das bedeutet, daß der Irak für sie nur ein Vorwand war. Der islamische Terrorismus richtet sein Augenmerk auf den Westen, und Spanien ist ein sehr spezieller Teil dieses Gebietes, denn sie fühlen, wenn sie Spanien wiedererlangen, werden sie einen Teil ihres eigenen [einstigen] Territoriums wiedererlangen.“

Der Islamgelehrte Mordechai Nisan erörterte kürzlich die Behauptung des Gründers des Instituts für Islamische Erziehung, M. Amir Ali, daß das mittelalterliche Spanien eigentlich von muslimischen Kräften „befreit“ worden sei, die die dortigen „Tyrannen beseitigt“ hätten. Nisan spann diese ahistorische Erzählung weiter und kam zu folgender Überlegung:

„Wenn man den 11. März betrachtet, als muslimischer Terrorismus in Madrid 200 Menschen getötet und 1.400 Menschen verletzt hatte, fragt man sich, ob man sich nicht auch eines Tages an dieses Ereignis als einen historischen Augenblick der Befreiung erinnern wird.“

Auch die Ereignisse rund um die Fertigstellung der neuen Moschee in Granada, zu deren Anlaß am 10. Juli 2003 in feierlichen Verlautbarungen die „Rückkehr des Islams nach Spanien“ verkündet wurde, bestätigten Nisan's düstere Gedanken. Auf einer Konferenz unter dem Namen „Islam in Europa“, die die Eröffnung der Moschee begleitete, waren von europäischen muslimischen Führern beunruhigende Aussagen zu hören. Insbesondere ermutigte der Hauptredner auf dieser Konferenz, Umar Ibrahim Vadillo, ein spanischer Moslemführer, die Muslime, einen ökonomischen Kollaps der westlichen Wirtschaftssysteme zu verursachen (durch Meidung westlicher Währung und Umstellung auf Golddinare), während der deutsche Moslemführer Abu Bakr Rieger die muslimischen Teilnehmer davon, abriet ihre religiösen Praktiken an europäische Werte (d.h. an die Werte der westlichen Aufklärung?) anzupassen.

Kurz nach diesem Ereignis erwähnte ein Leitartikler des Wall Street Journal in einem grob verzerrten Lobrede auf das muslimische Spanien den „pankonfessionellen Humanismus“ des andalusischen Islams und beteuerte sogar: „man könnte das Argument vorbringen, daß das vielbeklagte Fehlen der ‘Reformation’ des Islams hier vonstatten ging, bis es von der Inquisition gewaltsam abgebrochen wurde.“

Weiterhin hat María Rosa Menocal, Professor in Yale für Spanisch und Portugiesisch, in ihrer 2002 erschienenen Huldigungsschrift über das muslimische Spanien, The Ornament of the World, behauptet, daß „die neue islamische Politik den Juden und Christen nicht nur erlaubte, zu überleben, sondern sie auch, in Befolgung koranischer Weisung, im großen und ganzen beschützte.“

Wir glauben, daß die ständige Wiederholung dieser unhistorischen rosaroten Behauptungen über das muslimische Spanien die gegenwärtige islamische Agenda unterstützt und die Entwicklung eines liberalen, reformierten ‘Euro-Islam’ behindert, der mit den nach der Aufklärung entstandenen Werten des Westens vereinbar wäre.

Iberia (Spanien) wurde 710 - 716 n.Chr. durch arabische Stämme erobert, die aus Nord-, Zentral- und Südarabien kamen. Der Eroberung folgte eine massive berberische und arabische Einwanderung und die Kolonialisierung der iberischen Halbinsel. Die meisten Kirchen wurden in Moscheen verwandelt. Obwohl die Eroberung gemeinsam mit einer starken Fraktion von Aufständischen innerhalb des christlichen iberischen Adels, darunter einem Bischof, geplant und geleitet wurde, erfolgte sie doch als ein klassischer Dschihad mit massiven Plünderungen, Versklavungen, Deportationen und Morden.

Toledo, das sich 711 oder 712 als erstes den Arabern unterwarf, revoltierte im Jahre 713. Die Stadt wurde durch Plünderungen bestraft und allen Honoratioren wurden die Kehle aufgeschlitzt. 730 wurde die Cerdanya (in Septimanien, nahe Barcelona) verwüstet und ein Bischof bei lebendigem Leib verbrannt. In den Regionen unter stabiler islamischer Herrschaft wurden die Juden und Christen als Dhimmis geduldet - wie in anderen islamischen Ländern auch - und durften keine neuen Kirchen oder Synagogen bauen oder alte restaurieren. Sie mußten, abgesondert in speziellen Vierteln, diskriminierende Kleidung tragen. Die christlichen Bauern waren schweren Steuern unterworfen und formten eine versklavte Klasse, die an arabische Anwesen gebunden war. Viele verließen ihr Land und flohen in die Städte. Mit harten Vergeltungsmaßnahmen wie Verstümmelungen und Kreuzigungen* wurden die Mozarab (die christlichen Dhimmis) bestraft, wenn sie christliche Könige um Hilfe anriefen. Wenn ein einzelner Dhimmi einem Muslim einen Schaden zufügte, verlor seine gesamte Gemeinde ihren Schutzstatus und war zu Plünderungen, Versklavungen und willkürlichen Ermordungen freigegeben.

Am Ende des achten Jahrhunderts führten die Herrscher Nordafrikas und Andalusiens den Malikismus ein, eine der strengsten Schulen islamischen Rechts und unterdrückten draufhin die anderen muslimischen Rechtsschulen. Vor einem dreiviertel Jahrhundert, zu einer Zeit, als historische Veröffentlichungen und Diskurse nicht von politischer Korrektheit dominiert wurden, schrieb Evariste Lévi-Provençal, der herausragende Gelehrte in andalusischer Geschichte: „So erscheint der muslimische Staat Andalusien von frühestem Anbeginn an als Verteidiger und Verfechter einer eifersüchtigen Orthodoxie, der zunehmend in blindem Respekt vor einer starrer Doktrin verknöcherte und schon die geringsten Versuch rationalen Denkens argwöhnisch witterte und im voraus verurteilte.“

Der den Dhimmis aufgezwungene erniedrigende Status und die Konfiszierung ihres Landes provozierte viele Revolten, die mit Massakern bestraft wurden, wie in Toledo (761, 784-86, 797). Nach einer anderen Revolte in Toledo im Jahre 806 wurden siebenhundert Einwohner hingerichtet. In Saragossa brachen zwischen 781 und 871 Aufstände aus, ebenso in (805), in Merida (805-813, 828 und das darauffolgende Jahr, und später 868) und wieder in Toledo (811-819). Die Aufständischen wurden gekreuzigt, wie in Qur'an Vers 5.33* vorgeschrieben.

Die Revolte in Cordoba vom Jahre 818 wurde durch drei Tage dauernde Massaker und Plünderungen niedergeschlagen, wobei 300 Honoratioren gekreuzigt und 20.000 Familien vertrieben wurden. Fehden zwischen den verschiedenen Bevölkerungsteilen waren in den andalusischen Städten an der Tagesordnung: Arabische und berberische Kolonisten, zum Islam konvertierte Iberer (Muwalladun) und christliche Dhimmis (Mozarabs). Es gab selten Perioden des Friedens im Emirat von Cordoba (756-912), auch später nicht.

Al-Andalus verkörperte das Land des Dschihad in Reinkultur. Einmal, manchmal zweimal im Jahr wurden Überfallexpeditionen ausgesandt, um die christlichen Königtümer im spanischen Norden, die Baskengebiete oder Frankreich und das Rhonetal zu verwüsten und Beute und Sklaven heimzubringen. Andalusische Korsaren überzogen die sizilianischen und italienischen Küsten mit Angriffen und Invasionen, stießen bei ihren brandschatzenden Raubzügen sogar bis zu den Ägäischen Inseln vor. Tausende von Menschen wurden als Sklaven nach Andalusien verschleppt, wo der Kalif eine Miliz aus Zehntausenden christlicher Sklaven unterhielt, die aus allen Teilen des christlichen Europa herbeigebracht worden waren (die Saqaliba), sowie einen Harem voller geraubter christlicher Frauen. Die Gesellschaft war streng nach ethnischen und religiösen Kriterien getrennt, mit den arabischen Stämmen an der Spitze der Hierarchie, gefolgt von den Berbern, die trotz ihrer Islamisierung nie als Gleiche betrachtet wurden, danach kamen die Mullawadun, die Konvertiten, und ganz unten waren die christlichen und jüdischen Dhimmis.

Der andalusische Maliki-Jurist Ibn Abdun (gest. 1134) äußerte folgende aufschlußreiche juristische Auffassungen bezüglich den Juden und Christen in Seville um 1100 n. Chr.: „Keinem ... Juden oder Christen soll es erlaubt sein, die Kleidung eines Aristokraten , eines Juristen oder einer wohlhabenden Person zu tragen; statt dessen müssen sie verabscheut und gemieden werden. Es ist verboten sie mit [dem Ausspruch] “Friede sei mit dir” [zu begrüßen]. Wirklich, ‘der Satan hat sie überwältigt und hat sie das Gedenken Allahs vergessen lassen. Sie gehören zur Partei Satans, und sollten nicht die Parteigänger Satans zum Untergang verdammt werden?’ (Qur'an 58.19 [Ullmann-Übersetzung]). Sie müssen ein unterscheidendes Merkmal erhalten, damit man sie erkennen kann, und dies wird für sie eine Form der Schande sein.“

Ibn Abdun verbot auch den Verkauf wissenschaftlicher Bücher an Dhimmis, unter dem Vorwand, daß sie sie sonst übersetzten und an ihre Glaubensbrüder und Bischöfe verteilten. Genaugenommen ist geistiger Diebstahl schwer nachzuweisen, da ganze jüdische und christliche Büchereien geplündert und zerstört wurden. Ein anderer prominenter andalusischer Jurist, Ibn Hazm von Cordoba (gest. 1064), schrieb, daß Allah den Besitz der Ungläubigen an ihrem Eigentum nur deshalb geschaffen hatte, um den Muslimen eine Möglichkeit zum Beutemachen zu bieten.

In Granada wurden die jüdischen Wesire Samuel Ibn Naghrela und sein Sohn Joseph, die die jüdischen Gemeinde beschützten, zwischen 1056 und 1066 ermordet, worauf die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung durch die örtlichen Muslimen erfolgte. Man schätzt, daß bis zu fünftausend Juden in dem Pogrom durch die Muslime umkamen, der das Attentat von 1066 begleitete. Diese Opferzahl reicht an die überlieferte Zahl der Juden, die von den Kreuzfahrern etwa 30 Jahre später zu Beginn des Ersten Kreuzzugs bei ihren Plünderungen im Rheinland ermordet wurden, heran oder übertrifft sie sogar.

Der Pogrom von Granada wurde wahrscheinlich teilweise durch eine verbitterte antijüdische Ode des Abu Ishaq, eines seinerzeit berühmten muslimischen Juristen und Poeten, ausgelöst; dieser schrieb: „Bringt sie da hin, wo sie hingehören und erniedrigt sie zum Niedrigsten des Niedrigen ... richtet eure Augen auf die anderen [muslimischen] Länder und ihr werdet sehen, daß die Juden dort ausgestoßene Hunde sind ... Glaubt doch nicht, es sei eine Verletzung des Glaubens, sie zu töten! ... Sie haben unseren Vertrag mit ihnen gebrochen, wie sollt ihr euch dann also gegen diese Vertragsbrüchigen schuldig machen können?”

Die muslimisch-berberischen Almohaden in Spanien und Nordafrika (1130 - 1232) richteten sowohl unter der jüdischen als auch der christlichen Bevölkerung gewaltige Zerstörungen an. Diese Verwüstungen – Massaker, Gefangennahmen und Zwangsbekehrungen – wurden von dem jüdischen Chronisten Abraham Ibn Daud und dem Dichter Abraham Ibn Ezra beschrieben. Die Ehrlichkeit der jüdischen Konvertiten zum Islam beargwohnend, entwendeten die muslimischen ‘Inquisitoren’ (die ihrem christlichen spanischen Gegenstück um drei Jahrhunderte vorausgingen) solchen Familien die Kinder und stellten sie unter die Obhut muslimischer Erzieher. Maimonides, der berühmte Philosoph und Arzt, erlebte die Verfolgungen unter den Almohaden und mußte mit seiner ganzen Familie 1148 aus Cordoba fliehen, er lebte eine Zeit lang – als Muslim verkleidet – in Fez, bevor er Asyl im fatimidischen Ägypten fand.

Obwohl Maimonides tatsächlich oft als ein Musterbeispiel für jüdische Erfolgskarrieren angeführt wird, wie sie unter der aufgeklärten Herrschaft Andalusiens gediehen seien, strafen seine eigenen Worte diese utopische Sicht auf die islamische Behandlung der Juden Lügen: „... die Araber haben uns erbittert verfolgt und haben ein verderbliches und diskriminierendes Recht über uns verhängt ... Niemals hat uns ein Volk so mißhandelt, erniedrigt, entwürdigt und gehaßt wie sie ...“

Eine gute zusammenfassende Bewertung der Beziehungen zwischen den Religionen im muslimischen Spanien und der gegenwärtigen für die Vernebelung dieser Geschichte verantwortlichen Tendenzen ist in Richard Fletchers engagiertem Buch Moorish Spain zu finden. Herr Fletcher stellt darin folgende ernüchternde und unübertreffliche Bemerkung an:

„Das Zeugnis derer, die die Schrecken der berberischen Eroberung, der andalusischen fitnah im frühen elften Jahrhundert, der almovaridischen Invasion – um nur einige wenige verstörende Episoden zu nennen – durchlebt hatten, straft diese Sicht [d.h. die rosaroten Sicht auf das muslimische Spanien] Lügen. Die einfache und nachprüfbare historische Wahrheit ist, daß das maurische Spanien öfter ein Land der Wirren war als ein Land des Ruhe ... Toleranz? Fragen Sie die Juden von Granada, die im Jahr 1066 ermordet wurden, oder die Christen, die im Jahr 1126 von den Almoraviden nach Marokko verschleppt wurden (wie die Moriscos fünf Jahrhunderte später) ... In der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunders tritt ein neuer Vernebeler in Erscheinung: das Schuldgefühl des liberalen Gewissens, das die Übel des Kolonialismus –die mehr nur angenommen als aufgezeigt werden – in der christlichen Eroberung von al-Andalus und in der Verfolgung der Moriscos vorgezeichnet sehen (merkwürdigerweise aber nicht in der maurischen Eroberung und Kolonialisation). Rühren Sie diesen Mix schön durch und verteilen Sie es großzügig an gutgläubige Akademiker und Medienleute in der ganzen westlichen Welt. Und gießen Sie es satt über die Wahrheit ... unter den kulturellen Bedingungen, die heute im Westen vorherrschen, muß die Vergangenheit vermarktet werden, und um erfolgreich vermarktet zu werden, muß sie attraktiv verpackt sein. Das mittelalterliche Spanien, wie es wirklich war, ist nicht sonderlich attraktiv. Genießerische Phantasien von Glanz und Zauber ... wirken wahre Wunder bei der Imageschärfung. Aber das maurische Spanien war keine tolerante und aufgeklärte Gesellschaft, selbst nicht in seiner kultiviertesten Epoche.“

Die soziopolitische Geschichte von Andalusien war durch ein besonders unterdrückerisches Dhimmitum gekennzeichnet, das mit modernen Vorstellungen von Gleichheit zwischen den Individuen, ungeachtet ihres religiösen Glaubens, völlig unvereinbar ist. Am Beginn des 21. Jahrhunderts müssen wir darauf bestehen, daß die Muslime im Westen die durch die Aufklärung errungenen gesellschaftlichen Standards von Gleichheit, nicht ‘Toleranz’, annehmen, und die Heiligung der brutalen, diskriminierenden Rechtsnormen, wie sie von den klassischen Maliki-Juristen des ‘aufgeklärten’ Andalusiens praktiziert wurden, für immer aufgeben.

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*Der Heilige Qur'an
Sure 005, Vers 033
[Übersetzung Ullmann] „Doch der Lohn derer, welche sich gegen Allah und seinen Gesandten empören und sich bestreben, nur Verderben auf der Erde anzurichten, wird sein: daß sie getötet oder gekreuzigt oder ihnen die Hände und Füße an entgegengesetzten Seiten abgehauen oder daß sie aus dem Lande verjagt werden. Das ist ihre Strafe in dieser Welt, und auch in jener erwartet sie große Strafe.“
[Übersetzung Goldschmidt] „Nur das ist die Vergeltung derer, die Gott bekämpfen und seinen Gesandten und Verderben auf Erden anstreben, daß sie erschlagen werden oder gekreuzigt, oder ihnen Hände und Füße wechselseitig abgeschlagen werden, oder sie aus dem Land verbannt werden. Dies ihnen zur Schmach hieieden und schwere Pein ist ihnen im Jenseits.“
[Überstzung Paret] „Der Lohn derer, die gegen Allah und seinen Gesandten Krieg führen und (überall) im Land eifrig auf Unheil bedacht sind (? yas`auna fie l-ardi fasaadan), soll darin bestehen, daß sie umgebracht oder gekreuzigt werden, oder daß ihnen wechselweise (rechts und links) Hand und Fuß abgehauen wird, oder daß sie des Landes verwiesen werden. Das kommt ihnen als Schande im Diesseits zu. Und im Jenseits haben sie (überdies) eine gewaltige Strafe zu erwarten.“

Mittwoch, 29. November 2006

Hugh Fitzgerald über moderate Muslime

Zehn Dinge, die beim Denken über moderate Muslime zu bedenken sind


von Hugh Fitzgerald


[Übersetzung des englischen Originals Ten Things to Think When Thinking of Muslim Moderates, erschienen am 25. 11. 2004 auf http://www.jihadwatch.org/archives/004034.php]

1. Nicht nur Muslime, sondern auch "Islamochristen" unterstützen und propagieren faktisch die propagandistische Linie, die den Dschihad verschleiert (wozu sich weltweit Beweise finden lassen), und führen uns in die Irre, wenn es um die Frage geht, was den Dschihad auslöst (nicht "Armut" oder "Außenpolitik", sondern die Prinzipien des Glaubenssystems des Islams) und was ihn stillen würde (nicht Kaschmir, nicht Tschetschenien, nicht die absurde "Zwei-Staaten-Lösung", nicht ein fortgesetztes Appeasement in Frankreich und Holland - es gibt nichts, was ihn stillen oder befriedigen würde, solange Teile des Planeten sich weiterhin der Herrschaft des Islams widersetzen). "Christen" wie Fawaz Gerges oder Rami Khoury oder Leute, die als Christen geboren wurden, wie Edward Said, sind Araber, deren Anschauungen durch diese Selbstwahrnehmung beeinflußt sind. Ihre Loyalität zu Gemeinschaft und Geschichte der Araber führt sie zu einer Loyalität gegenüber der islamischen Sicht der Dinge, als ob sie selbst geborene Muslime wären. Sie verteidigen den Islam eisern gegen alle westliche wissenschaftliche Erkenntnisse (in der Orientalistik), oder lenken vom Islam ab und beteuern beständig, trotz aller Beweise von Bali bis Beslan und Madrid, daß das "israelisch-palästinensische Problem" - die letzte und unheilvollste Formulierung für den Dschihads gegen Israel - die Quelle und der Ursprung muslimischer Feindseligkeit und blutrünstiger Aggression überall in der Welt sei. Bis auf die Kopten und Maroniten, die sich selbst nicht als Araber, sondern nur als "Benutzer" der "arabischen Sprache" betrachten (und die Vorstellung zurückweisen, daß solche "Benutzer" automatisch zu "Arabern" würden), haben viele arabische Christen wie verrückt das islamische Programm übernommen, also das Programm gerade derer, die das Leben der Christen im Nahen Osten so unsicher und schwierig machten und zuzeiten so sehr gefährdeten. Der Versuch, "islamistischer als die Islamisten" zu sein - der Ansatz von Rami Khouri und Hanan Ashrawi - wird einfach zu nichts führen, denn es hat nie funktioniert. Es waren Habib Malik und andere Maroniten im Libanon, die das Problem des Islam in klarsichtiger Weise analysiert haben. So ist denn auch das beste Buch über den Rechtsstatus von Nichtmuslimen unter dem Islam das von dem libanesischen (maronitischen) Gelehrten Antoine Fattal.

Jeder "Islamochrist", der das islamische Programm unterstützt, ist dadurch, daß er an einer Kampagne teilnimmt, die die Ungläubigen nur in die Irre führen kann und sie davon abhält, den Dschihad und seine verschiedenen Instrumente zu verstehen, faktisch genauso ein Teil des Problems wie der Muslim, der willentlich Taqiyya übt, um den Verdacht der Nichtmuslime beiseite zu räumen. Jeder, der darauf hinausarbeitet, die arglosen Ungläubigen in ihrer Arglosigkeit zu belassen, unterstützt den Feind.

Denken Sie an Oskar Schindler. Ein Mitglied der Nazipartei, aber kaum jemand, der der Parteilinie der Nazis folgte. Was aber, wenn Schindler irgendwann Leute aus dem Westen getroffen hätte und ihnen gegenüber beharrlich geleugnet hätte, daß die Nazis einen Genozid betrieben (auch wenn er selbst ihn verurteilte und später gegen ihn ankämpfen würde)? Würden wir ihn dann für einen "Moderaten" halten? Für einen, der der antinazistischen Koalition zu verstehen half, wogegen sie antrat?

Oder ein anderes Beispiel: Denken Sie an Ilya Ehrenburg, der um 1951 herum von Stalin ins Ausland geschickt wurde, um über die Situation der jiddischen Intellektuellen, die Stalin kurz zuvor massakrieren ließ, Lügen zu verbreiten. Ehrenburg ging nach Frankreich, nach Italien. Er tat, wie ihm geheißen war. "Peretz? Markish? Oh ja, letzten Monat hab ich Peretz in seiner Datscha mit seinem Enkel gesehen. Ein netter Bursche! Markish - er war großartig letztes Jahr in Lady Macbeth vom Mtesensk Distrikt - das sollten sie mal sehen, wie das im Jargon rüberkommt, im Jiddischen ..." Und so ging es immer weiter. Ehrenburg log und log. Er war kein Stalinist. Er haßte Stalin. Und er haßte die Eliminierung von Peretz, Markisch und vielen anderen, die viele Monate davor getötet worden waren, - was Ehrenburg sehr genau wußte. Als er im Ausland herumreiste und die Redakteure des Nouvelle Revue Francaise belog, was war er da wohl? Faktisch unterstützte er die Interessen von Joseph Stalin, der Roten Armee und des Politbüros. Wir müssen nicht die Motive erforschen. Wir brauchen nur zu sehen, welche die Folgen solche Lügen haben. Und dasselbe gilt für jene christlichen Araber, die zugunsten des Islams Lügen verbreiten - manche aus Angst; manche aus einer ethnozentrischen Identifikation heraus, die so stark ist, daß sie sie dazu führt, den Islam zu verteidigen (die Religion derer, die die christlichen Araber des Nahen Ostens verfolgt haben); und manche, weil sie sich bestechen ließen (wenn sich westliche Diplomaten und Journalisten von Arabern bestechen lassen, warum dann nicht auch Araber selbst?), oder aus Karrieregründen. Wenn Sie eine akademische Karriere auf dem Gebiet des Nahen Ostens machen wollen, und kein wahrer Gelehrter - kein Cook oder Crone oder Lewis - sind, dann tun Sie gut daran, einfach die Parteilinie nachzuplappern, das kostet Sie nichts und bringt ihnen Freunde in posten- und stipendiensichernden Seilschaften und Zitierkartellen. [...]

2. Das Wort "moderat" kann vernünftigerweise auf keinen Muslim angewandt werden, der weiterhin die Inhalte - die wahren Inhalte, nicht die gereinigten und aufgepeppten Inhalte - des Qur'ans, der Hadithen und der Sira leugnet. Ob diese Leugnung auf Unwissenheit, auf Verlegenheit oder auf Pietät (und dem Unwillen, schmutzige ideologische Wäsche vor Ungläubigen zu waschen) beruht, spielt keine Rolle. Auch jeder Muslim, der jeglichen Aspekt muslimischer Aggression scheinbar verurteilt, die sich auf klare Textquellen in Qur'an und Hadith stützt oder auf das Beispiel Mohammeds - dieses "Modells" des [guten] Verhaltens -, wie es in der [von Muslimen] akzeptierten Sira beschrieben wird, handelt faktisch in einer solchen Weise, daß Ungläubige in die Irre geleitet werden. Und jeder Muslim, der dabei hilft, die Ungläubigen über die wahre Natur des Islams zu täuschen, kann nicht "moderat" genannt werden. Dieses Attribut wird nach vernünftigem Ermessen einfach zu schnell und unbedacht verliehen.

3. Was ist mit einem Muslim, der sagt: "In der Sira und im Hadith stehen schreckliche Dinge, und wir müssen einen Weg finden, wie dieses Glaubenssystem sich auf die Rituale individueller Anbetung konzentrieren und Nahrung für den einfachen Glauben einfacher Menschen bieten kann."? Dies würde erfordern, daß eine große Anzahl überlieferter Taten Muhammads entweder abgestritten oder einer symbolischen Interpretation unterzogen oder sonstwie als Teil seines modellhaften Lebens entfernt würde. Was den Hadith betrifft, würde dies bedeuten, daß Bukhari und Muslim und die anderen anerkannten muhaddithin die entsprechenden isnad-Ketten nicht mit der erforderlichen Akribie untersucht hätten, und daß dann viele der Hadithe, die bislang als "authentisch" gegolten haben, nun als "nicht-authentisch" zu gelten hätten. Und folgt man Goldziher, müßten überhaupt alle Hadithe in Zweifel gezogen und als imaginäre Elaborationen aus dem Qur'an, bar jeder unabhängigen Eigenständigkeit, betrachtet werden.

4. Bleibt der Qur'an. Jeder "Moderate", der eine Untersuchung der Ursprünge des Qur'ans verhindern will - eine Untersuchung, ob der Qur'an das Produkt einer christlichen Sekte, einer jüdischen Sekte oder von heidnischen Arabern ist, die sich dazu entschlossen hatten, ein Buch zu konstruieren, das aus einer Mischung christlichen und jüdischen Materials mit einigen Teilen heidnischer arabischer Tradition bestand - oder der philologische Studien (z.B. zu aramäischen und anderen Lehnwörtern) verhindern will - kurz, jeder der sich gegen das Unternehmen stellt, den Qur'an einer historischen Erforschung zu unterziehen, wie sie auch die christliche und jüdische Bibel in den letzten 200 Jahren durchlaufen hatte, ist kein "Moderater" sondern ein glühender Verteidiger des Glaubens. Und wer nicht bereit ist, eine solche Forschung zu ermutigen - die ja nur zu einer Abkehr von der Buchstabengläubigkeit eines Teils der Gläubigen führen kann - ist ebenfalls kein "Moderater".

5. Die Folgerung, die man daraus ziehen muß, ist, daß es in Wirklichkeit sehr wenige Moderate gibt. Denn wenn man die ganze Bedeutung von Qur'an, Hadith und Sira sieht, und wenn man sieht, wie diese Texte das Verhalten der Muslime geprägt haben während den über 1400 Jahren der Eroberung und Unterwerfung von Nichtmuslimen und der Behinderung der Entwicklung der Muslime überall - der politischen, wirtschaftlichen, moralischen und intellektuellen Entwicklung -, dann ist es unmöglich, nicht zu dem Schluß zu kommen, daß dieses imposante Gebäude in keinster Weise moderat ist oder für Mäßigung empfänglich sein kann.

Wie wird ein intelligenter Muslim, der die Hölle der Islamischen Republik Iran durchlebt, anfangen über den Islam zu denken? Oder ein kuwaitischer Milliardär mit Häusern in St. James Place und Avenue Foch und Vevey und dem Hauptsitz seiner Familie und des Unternehmens seiner Familie in Kuwait City, der seine Kinder in die American School of Kuwait schickt und damit prahlt, daß sie besser englisch können als arabisch, der sich bei der Bewirtung Fouad Ajamis beteiligt, wenn er Kuwait besucht, - ist er wirklich zu Tode betrübt, wenn er die zunehmende Islamisierung Kuwaits sieht? Würde er es sich erlauben, öffentlich zu sagen, was er weiß, oder vor seinen Halbbrüdern, oder vor Freunden - wo er doch weiß, daß sie in jedem Augenblick durch seine freidenkerischen Ansichten schockiert sein könnten und er dabei riskiert, seine Stellung in der Hackordnung seiner Familie zu verlieren und, noch schlimmer, im Geschäft der Familie?

Die bloße Tatsache, daß die Anzahl der Muslime in der westlichen Welt zunehmen wird, stellt eine permanente Bedrohung für Ungläubigen dar. Das ist auch dann der Fall, wenn einige oder auch viele dieser Muslime "moderat" sind - also nicht glauben, daß der Islam eine Art heiliges Recht und Bedürfnis hat, so lange zu expandieren, bis er den ganzen Globus umfaßt und dar al-harb verschlingt. Denn solange sie noch zur Armee des Islams gerechnet werden und nicht als Deserteure (Apostaten) aus dieser Armee verbucht werden, hilft ihre bloße Existenz im bilad al-kufr, die Reihen der Muslime und damit der vorgestellten muslimischen Macht anschwellen zu lassen. Und ein "moderater" Vater kann schließlich auch nichtmoderate Kinder oder Enkel in die Welt setzen - das war das Thema von Hanif Kureishis quasikomischen aber politisch scharfsinnigen Film "Mein Sohn der Fanatiker". Ob durch da'wa oder durch große Familien, jedes Anwachsen der muslimischen Bevölkerung wird den freien Ausdruck hemmen (betrachten Sie das Schicksal von Pim Fortuyn und Theo van Gogh und die Drohungen gegen Geert Wilders, Carl Hagen, Ayaan Hirsi Ali und viele andere), denn die Politiker, darauf bedacht, die muslimischen Wähler zu hofieren, werden muslimische Ausschreitungen herunterspielen und danach streben, daß der Staat sich muslimischen Forderungen fügt - und das nur für kurzfristige individuelle Vorteile. Und mit der Anzahl der Muslime, die "Moderaten" mit eingerechnet, wächst auch die Anzahl muslimischer Missionare - denn jeder Muslim ist ein Missionar - ob durch Aktionen wie "Gemeinsamer Ramadan" in den Schulen (wo gerne eine pakistanische Frau mit sanfter Stimme als beruhigende Propagandistin gewählt wird) oder durch da'wa im Gefängnis. Je mehr Muslime es gibt, desto zahlreicher werden sie - und niemand weiß, welcher "Moderate" zu deutlich unmoderaten Ansichten - und Taten - gelangen wird.

Und das führt zum wichtigsten Problem: die Unbeständigkeit "moderater" Haltungen. Woher will man wissen, daß jemand, der diese Woche oder diesen Monat dem Dschihad definitiv den Rücken gezeigt hat, der nichts zu tun haben will mit denen, die er "Fanatiker" nennt, der aber auch nicht eindeutig mit dem Islam gebrochen hat, der kein "Renegat" oder Apostat geworden ist, - woher will man also wissen, daß so jemand nicht irgendwann zum Islam (den er ja nie verlassen hat) "zurückkehren" wird, dann aber zu einer inbrünstigeren Form, wo er nun alle Grundsätze unterschreibt und nicht nur die wenigen, die mit den Riten individueller Anbetung zu tun haben?

6. Als Gegenbeispiele finden sich sowohl Individuen als auch ganze Gesellschaften. Was die Individuen betrifft, so waren manche Muslime anfangs sanftmütig und dem Islam gegenüber weitgehend gleichgültig eingestellt, durchlebten dann aber irgendeine Art von Krise und kehrten zu einer viel fanatischeren Form des Islams zurück. So geschah es mit dem Stadtplaner Mohammed Atta nach seiner verstörenden Entdeckung der modernen westlichen Lebensweisen in Hamburg - Reeperbahn und all das. So geschah es auch mit "Mike" Hawash, dem Internet-Ingenieur mit einem Jahresverdienst von 360.000 Dollar, der völlig integriert schien (amerikanische Frau, Little League für die Kinder, befreundete Kollegen bei Intel, die alle seine Unschuld beschwören würden) - bis er eines schönen Tages nach den Angriffen auf das World Trade Center sein Testament machte, sein Haus auf seine Frau überschrieb und sich aufmachte, um gemeinsam mit den Taliban und Al Qaeda in Afghanistan (er kam bis nach China) gegen seine amerikanischen Landsleute zu kämpfen. Mit anderen Worten: wenn es fanatische Muslime gibt, heißt das nicht, daß sie alle als Fanatiker angefangen haben. Der Islam ist der notwendige Startpunkt, und was einen "Moderaten" zum Aufbruch bringt, braucht kaum etwas mit dem zu tun haben, was die Ungläubigen tun, oder mit irgendwelchen außenpolitischen Fragen - es kann einfach nur eine Krise im Leben eines einzelnen Muslims sein, auf die er eine Antwort sucht, ... und zwar (was nicht überrascht) in mehr Islam.

7. Dieselbe Lehre kann aus der Geschichte ganzer Gesellschaften gezogen werden. Nebenbei kann man sagen, daß die Ungläubigen unter dem Pahlevi-Regime besser gestellt waren, als Jahrhunderte zuvor - während es ihnen unter dem darauf folgenden Regime, dem der Islamischen Republik Iran, schlechter geht als Jahrhunderte zuvor. "Säkularismus" ist in islamischen Ländern niemals permanent, das Gewicht und die Drohung des Islams sind jederzeit präsent.

Das beste Beispiel dafür ist die Türkei seit 1924, als Atatürk mit seinen Reformen begann. Er hatte es auf jede erdenkliche Art versucht, wie er nur konnte - mit dem Hutgesetz (Verbot des salat-freundlichen Fez), mit der Verfügung zu einer türkischen Übersetzung des Qur'ans und eines begleitenden tafsir (eines Kommentars) in Türkisch, mit der Abschaffung der arabischen Schrift für das Türkische, mit der Einsetzung einer staatlichen Kontrolle der Moscheen (wobei er auch vor Angriffen widerspenstiger Imame und der Zerstörung ihrer Moscheen nicht Halt machte), mit der Einführung des Frauenwahlrechts, mit der Einsetzung eines Systems, das die Frauen davon abhielt, den hijab zu tragen, mit der Förderung westlicher Kleidung und mit der Verhinderung der Beförderung von Soldaten, die ein zu großes Interesse an der Religion zeigten. Dieser Versuch, den Islam in die Schranken zu weisen, war erfolgreich und wurde durch den Nationalkult von Atatürk verstärkt.

Aber die letzten paar Jahrzehnte haben gezeigt, daß der Islam nicht stirbt; er ist dabei, wieder zurückzukehren. In der Türkei ist er niemals verschwunden, trotz der Schaffung einer säkularen Gesellschaftsschicht, die vielleicht bis zu 25 Prozent der Bevölkerung ausmacht, während weitere 25 Prozent schwanken und 50 Prozent definitiv traditionell muslimisch sind. Währenddessen nimmt die Glaubensinbrunst der Türken in Deutschland nicht ab, sondern vielmehr zu. Und die Türken in der Türkei, solche jedenfalls, die Erdogan folgen, zeigen, daß sie sich jeden Moment erheben und die Macht übernehmen können - und langsam [...] können sie Atatürk vom Sockel stürzen. Er war eine vorübergehende Erscheinung; Islam ist für immer.

8. Das ist der Grund, weshalb die Bezeichnung mancher Muslime als "moderat" letzten Endes fast bedeutungslos ist. Sie wittern die Masse der Muslime und die gefühlte muslimische Macht. Die "Moderaten" helfen eher noch beim Ablenkungsmanöver, sie praktizieren sogar noch effektiver die taqiyya, den kitman, denn ihr Motiv ist einfach nur Loyalität zu den Vorfahren oder Verlegenheit und nicht ein böswilliger Wunsch, die Ungläubigen zu täuschen, um sie zu entwaffnen und dann endgültig zu zerstören.

9. Aus diesem Grund sollte man immer die objektive Situation im Auge behalten. Was gibt Ungläubigen mehr Sicherheit vor einem Glaubenssystem, das der Kunst, der Wissenschaft und jeder freien Forschung feindlich gegenübersteht, das geistiges Wachstum hemmt und das auf einer grausamen manichäischen Zweiteilung der Welt in Ungläubige und Gläubige beruht? Und die Antwort darauf lautet: die Begrenzung der Macht - der militärischen, politischen, diplomatischen und ökonomischen Macht - aller muslimischer Politik und aller muslimischer Völker; die größtmögliche Verringerung muslimischer Präsenz in allen Ländern der Ungläubigen, gleich wie freundlich, plausibel und scheinbar friedlich diese Präsens teilweise auch erscheinen mag. Und das nicht aus einem Geist der Feindseligkeit heraus, sondern einfach als ein Akt minimalen Selbstschutzes - und aus Loyalität und Dankbarkeit denen gegenüber, die diese Zivilisation geschaffen haben, die, wie sehr sie auch in jüngster Zeit von ihren eigenen Erben verschlechtert worden ist, ganz verschwinden würde - und mit ihr dann möglicherweise auch andere Teile der Welt -, wenn die Muslime es schaffen sollten, Europa zu islamisieren.

10. "Es gibt moderate Muslime. Aber der Islam selbst ist nicht moderat" lautet Ibn Warraqs lapidare Formulierung. Dazu ist hinzuzufügen: Wir Ungläubigen haben keine sichere Methode, die wahren von den scheinbaren "moderaten" Muslimen zu unterscheiden. Wir können unsere Zeit nicht damit verbringen, perfektere Methoden zu entwickeln, um solche Unterscheidungen zu treffen. Zudem können solche Unterscheidungen letzten Endes bedeutungslos sein, wenn selbst die "wahren" Moderaten vor uns verborgen halten, worum es in Islam überhaupt geht, nicht aus irgendeinem tiefgefühlten hinterhältigen Motiv heraus, sondern aus einer menschlich verständlichen Ignoranz (besonders bei manchen Muslimen, die in der zweiten oder dritten Generation im Westen sind), aus Verlegenheit oder aus Pietät. Und schließlich können sich die "Moderaten" von gestern über Nacht in die Fanatiker von heute wandeln - oder von morgen.

Sollen wir unsere Sicherheit dem träumerischen Trost anvertrauen, die in der Phrase vom "moderaten Muslim" liegt, dem wechselhaften Begriff, der sich dahinter verbirgt, der sich augenblicklich zu etwas anderem wandeln kann?